Bildungswesen, Behinderte und die Linke


Am 27. Januar hatte im Vorfeld der  Bildungsdemo die Linke eine Veranstaltung in der AWO Ost in Stuttgart zur Bildungs- und Behindertenpolitik. Neben dem Landtagskandidaten der Partei DIE  LINKE Christoph Ozasek aus Stuttgart war Utz Mörbe von der LAG selbstbestimmte Behindertenpolitik auf dem Podium. Zuhörer waren aus Stuttgart und Tübingen gekommen. Nach einer intensiven Diskussion über die Umsetzung der UN-Charta für behinderte Menschen forderte das Podium die Inklusion von behinderten Menschen in eine Gesamtschule mit sonderpädagogischer Unterstützung.
Die deutsche Übersetzung der UN-Charta hat eine entscheidende Schwäche: Das engliche Wort Inclusion wird nicht mit Inklusion, sondern mit Integration übersetzt. Was ist der Unterschied?
Bei der Integration werden bspw. Menschen, die eine Behinderung haben, in eine Gruppe von Menschen, die keine Behinderung haben, eingegliedert.
Doch im Gegensatz zur Integration, die etwas zuvor Ausgeschlossenes wieder einbeziehen will, geht es bei der Inklusion um das Dabeisein von Anfang an. Inklusion bedeutet Einschluss, Enthaltensein. Es muss bei der Inklusion also niemand mehr eingegliedert werden, weil niemand zuvor ausgegliedert wurde. So gesehen unterscheiden sich beide Begriffe ganz klar voneinander. Zusätzlich geht der Inklusionsgedanke über ein Denken in zwei Gruppen, bspw. den Menschen mit und den Menschen ohne Behinderung, hinaus. Anstelle von einer Differenzierung in zwei Teilgruppen (behinderte und nicht behinderte Menschen), wird von Unterschiedlichkeit in allen Bereichen ausgegangen. Das grundlegende Merkmal der Inklusion ist also die Auffassung, dass eine Gesellschaft aus Menschen besteht, die sich voneinander unterscheiden. Die Heterogenität innerhalb einer Gruppe bezieht sich auf religiöse und kulturelle Hintergründe der Gruppenmitglieder, auf die unterschiedlichen Kompetenzen, Einschränkungen, Stärken und Schwächen des Einzelnen in der Gruppe, auf sexuelle Orientierungen, Begabungen, körperliche Gegebenheiten, Weltanschauungen, soziale und nationale Herkunft usw. Es geht nicht darum, die Unterschiede der einzelnen Mitglieder einer Gruppe in den Vordergrund zu stellen, sondern jedes Mitglied einer Gruppe in seiner Unterschiedlichkeit und Vielfalt zu akzeptieren. Der Inklusionsbegriff geht zwar wie die Integration auch davon aus, dass in einer Gruppe Heterogenität herrscht, das heißt, sie gehen von einer Gruppe aus, die von Unterschiedlichkeit geprägt ist, doch wird bei der Inklusion schon von Anfang an jeder Mensch in seiner Unterschiedlichkeit, Einzigartigkeit und in seiner Vielfalt als ein vollwertiges, ganzheitliches Individuum von seinen Mitmenschen akzeptiert, unerheblich ob der jeweilige Mensch eine Einschränkung hat oder nicht.
Zwei Tage später beteiligte sich auf der Bildungsdemo in Stuttgart, die im Anschluss an die K 21 Demo stattfand ein großer Linksjugend-solid/SDS-Block, der ebenfalls unter Anderem für eine entsprechende Umsetzung der UN Charta für behinderte Menschen, Abschaffung der Studiengebühren und kostenlose Bildung für alle; forderte.

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